Thomas Tuchel hat bereits nach 43 Spielen so viele Niederlagen eingefahren wie sein Vorgänger in 84 Partien. Nach der Pleite gegen Lazio Rom stellt sich die Frage, ob er noch der richtige Trainer für den FC Bayern ist. Trainer und Spieler reagieren empfindlich.

Ist Thomas Tuchel noch der richtige Trainer für den FC Bayern? Diese Frage wird nach dem 0:3 im Bundesligaspitzenspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag und der 0:1-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Mittwoch immer lauter gestellt. Auch Tuchel selbst. Beantworten wollte er sie auf der Pressekonferenz am Abend nach dem Spiel gegen Lazio Rom aber nicht wirklich.
Auf die Frage, ob er nach der schwachen Leistung seiner Stars nun Angst um seinen Job habe, antwortete Tuchel zunächst bestimmt: „Nein!“ Auf Nachfrage, warum er denn denke, weiterhin der richtige Trainer für Bayern zu sein, wurde der Nachfolger von Julian Nagelsmann dann zurückhaltend und sagte nur: „Ich würde gerne über das Spiel sprechen.“
Auf eine weitere Frage danach, ob er seinen Arbeitsplatz in Gefahr sehe, entgegnete Tuchel: „Sie haben eine Frage gestellt und ich habe mit Nein geantwortet.“ Nach einem erneuten Nachhaken, warum er denn glaube, der richtige Coach für die Münchner zu sein, unterbrach der Bayern-Pressesprecher und leitete zum nächsten Fragesteller über.
Auch Thomas Müller, gegen Lazio in der Startelf, umschiffte nach dem Spiel eine Antwort auf die Frage, ob Tuchel in seinen Augen noch die richtige Besetzung für die Trainer-Position an der Säbener Straße sei. Der Vize-Kapitän sagte im Gespräch mit BILD: „Diese Trainer-Diskussionen könnt ihr gerne führen. Dafür sind wir Spieler die falschen Ansprechpartner.“
„Ihr braucht nicht zu erwarten, dass wir uns selbst zerfleischen“ Anschließend wurde Müller deutlich: „Und das ist auch ein Stück weit respektlos. Klar ist die sportliche Situation aktuell nicht gut und alles andere, was der FC Bayern sich vorstellt, das ist völlig klar. Trotzdem arbeiten wir jeden Tag daran, wir Spieler und der Trainer auch, den Bock umzustoßen – wir Spieler und der Trainer. Ihr könnt eure Analysen machen, aber ihr braucht nicht zu erwarten, dass wir uns selbst zerfleischen. Wir stehen zusammen und arbeiten auf das nächste Spiel hin.“
Zuspruch erhielt Tuchel von Sportdirektor Christoph Freund: „Ich erlebe ihn täglich, wie er trainiert und mit der Mannschaft umgeht. Aber es ist derzeit nicht einfach. Die Mannschaft tut sich schwer, die Dinge auf dem Platz umzusetzen.“
Tuchel kassierte dem Datendienstleister Opta zufolge in seinem 43. Pflichtspiel als Bayern-Trainer die zehnte Niederlage – so oft hatte Vorgänger Julian Nagelsmann in 84 Partien verloren. Dass Tuchel seinen Posten vor dem Wochenende verliert, gilt dennoch als extrem unwahrscheinlich.
Das nächste Spiel wird dafür umso wichtiger und auf jeden Fall wieder extrem unbequem. Am Sonntag (17.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) steht die Bundesliga-Partie beim VfL Bochum an. Die extrem heim- und kampfstarken Westdeutschen haben keines ihrer vergangenen sieben Spiele im eigenen Stadion verloren und dort vor wenigen Wochen den Tabellendritten VfB Stuttgart besiegt.