RB Leipzig erwischt gegen Real Madrid im Achtelfinale der Champions League einen vermeintlichen Traumstart. Doch das frühe Führungstor von Benjamin Sesko zählt nicht. Die Entscheidung sorgt für heftige Diskussionen.

RB Leipzig startet gegen Real Madrid fulminant in das Achtelfinalspiel der Champions League. Doch Schiedsrichter Irfan Peljto aus Bosnien-Herzegowina und sein Team vereiteln den Leipzigern bei der 0:1-Niederlage im Hinspiel einen vermeintlichen Vorsprung.
Denn das scheinbare Führungstor von Benjamin Sesko (2.) wird nicht anerkannt. Aber warum?
Nach einer zunächst geklärten Ecke spielt Xaver Schlager den Ball aus dem Rückraum erneut in den Sechzehner. Dort köpft Sesko völlig frei stehend ein – jedoch geht unmittelbar danach die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten hoch. Allerdings stand der Torschütze Sesko nicht im Abseits.
Stattdessen befand sich Benjamin Henrichs hinter dem Rücken von Real-Keeper Andriy Lunin bei Schlagers Ballabgabe im Abseits und berührte diesen leicht beim Herauslaufen.
Kroos: „Es war ein Tor“
Das Schiedsrichtergespann wertet dies als Behinderung des Torhüters und damit als aktiven Eingriff – auch nach Überprüfung durch den VAR wird der Treffer nicht anerkannt.
Sehr zum Ärger von RB-Trainer Marco Rose. „Wir haben diskutiert, was hat er eigentlich gepfiffen? Foul oder Abseits? Am Ende trifft aber beides nicht zu“, sagte Rose bei Prime Video. „Ich gehe davon aus, dass dies überprüft wird und sie dann hoffentlich einsehen, dass sie falsch liegen. Das wäre schon einmal ein erster Schritt. Das ist ein leidiges Thema. Ihr kennt meine Meinung zum VAR. Wir haben alle Möglichkeiten.“
Für Trainer Rose war die Leistung des Schiedsrichters insgesamt jedenfalls „ein wenig gewöhnungsbedürftig“. Aber der RB-Trainer fügte hinzu: „Der Junge ist auch nur ein Mensch. Es war sein erstes K.o.-Spiel. Ich wünsche ihm, dass er daraus lernt.“
Sogar für Real-Star Toni Kroos war es eine Fehlentscheidung. „Ich denke, dass er am Ende Abseits pfeift, weil er ihn behindert. Aber der Torwart erreicht niemals den Ball. Es war ein Tor, das hätte man geben müssen. Da finde ich keine Argumente dagegen“, sagte Kroos.
Ex-Schiri Wagner: „Falsche Auslegung“
Zuvor hatte Ex-Schiedsrichter Lutz Wagner bereits den Fehler des Schiedsrichters offengelegt. Es geht bei Henrichs darum, ob „er den Torhüter so beeinflusst, dass dies eine strafbare Abseitsposition ist. Ein Foul ist es definitiv nicht. Dann hätte der Schiedsrichter keinen indirekten Freistoß gegeben. Es geht also um Abseits. Er berührt auch den Torhüter leicht“, sagte Wagner.
„Aber es heißt in der Regel: Führt er einen Zweikampf mit dem Gegner um den Ball? Der Ball ist nicht da. Und jetzt kommt noch eine ganz wichtige Sache: Selbst wenn er ihn berührt, ist es ausschlaggebend, ob der Torhüter ohne diese Berührung überhaupt eine Chance gehabt hätte, den Ball zu erreichen. Das ist für mich nicht gegeben.“
Wagners Fazit: „Deshalb ist es zwar eine Auslegung, aber aus meiner Sicht die falsche Auslegung. Ein Tor wäre hier die richtige Entscheidung gewesen.“
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— RB Leipzig (@RBLeipzig) February 13, 2024
Der Ex-Schiri hätte sich gewünscht, dass sich der Schiedsrichter die Szene noch einmal selbst am Monitor angesehen hätte. „Es ist eine Ermessensentscheidung, ‚Ja‘ oder ‚Nein‘. Da wünscht man sich den VAR natürlich herbei. Allerdings glaube ich, dass er dem VAR gesagt hat: ‚Für mich hat er ihn berührt und das ist ausschlaggebend‘. Dann ist es keine klare Fehlentscheidung.“
Sammer kritisiert Schiedsrichteransetzung scharf
Matthias Sammer kritisierte die Schiedsrichteransetzung scharf: „Ich kannte den Schiri nicht. Ich finde, das ist hier kein Probierfeld. Auf diesem Niveau im K.o.-System brauche ich erfahrene, druckresistente Schiedsrichter. Dementsprechend hatte ich mich schon ein wenig gewundert.“
Für Sammer ist die Szene „eindeutig“: „Das ist ein Tor. Auf diesem Niveau müssen die Mannschaften alles geben, aber die Schiedsrichter auch. Du kannst dir keine kleinen Fehler erlauben, das kann tödlich sein.“
Für Peljto war es erst das achte Spiel in der Champions League und der erste Einsatz in einem K.o.-Spiel.
Auch in der Folge zog der Unparteiische vor allem den Unmut der Leipziger auf sich. RB-Coach Rose geriet nach einem nicht geahndeten Foul an der Seitenlinie kurz mit Real-Coach Carlo Ancelotti aneinander und sah dafür Gelb.
Beim Gang in die Kabine hob er aber entschuldigend die Hand und ging Arm in Arm mit dem früheren Bayern-Trainer in die Katakomben.
RB-Profi über Referee: „Dachte, er hätte die Gelben vergessen“
Leipzigs David Raum kritisierte nach der Partie den Unparteiischen für dessen Spielleitung.
„Ich dachte in der ersten Halbzeit, dass er die Gelbe Karte vielleicht in der Kabine vergessen hat. Dadurch hat er das Spiel meiner Meinung nach ein wenig ruiniert. Er zeigt die erste Gelbe Karte in der zweiten Halbzeit nach dem vierten oder fünften Foul“, sagte Raum.