Der FC Bayern München arbeitet weiter am Kader für die Saison 2024/25. Nach Michael Olise kommt als zweiter hochkarätiger Premier-League-Neuzugang João Palhinha vom FC Fulham. Einen solchen Spielertyp hatten die Münchner lange nicht.

Thomas Tuchels Wunschspieler ist nun mit einem Jahr Verspätung beim deutschen Rekordmeister angekommen und wird voraussichtlich ein Schlüsselspieler unter Vincent Kompany.
Palhinha hat seinen Durchbruch im internationalen Fußball erst etwas später erzielt, aber die Bayern können sich auf einen „Abräumer“ par excellence freuen.
Im zukünftigen Bayern-System wird Palhinha auf der Sechs vor allem dafür zuständig sein, die Räume hinter Jamal Musiala und Co. zu schließen. Diese Fähigkeit stellte er kürzlich bei der EM unter Beweis, als er im Dienste Portugals vornehmlich die Lücken im Rücken von Vitinha und Bruno Fernandes zulief.
Die Neue „Holding-Six“
Palhinha ist keiner, der auf kreative Weise den Ballbesitz vorantreibt, kein „ball progresser“, aber dafür umso wertvoller in der Ballrückgewinnung und dem Blockieren der Räume vor der Abwehr.
Hinzu kommt eine gesunde und gut getimte Portion Aggressivität. Laut dem Statistikportal FBref.com verbuchte Palhinha im vergangenen Jahr 5,07 Tacklings und 1,53 abgefangene Pässe (Interceptions) pro 90 Minuten. Mit diesem Wert liegt er im obersten Perzentil aller Mittelfeldspieler in Europas Top-Fünf-Ligen.
Jene Rolle, die nun Palhinha übernehmen wird, sollte eigentlich einmal Joshua Kimmich ausfüllen, aber die Stärken des deutschen Nationalspielers liegen doch woanders, wie sich in jüngster Vergangenheit herausgestellt hat.
Einen richtigen „Staubsauger“ und Physis-Sechser hatten die Bayern ohnehin lange nicht mehr. Vergleiche mit Javi Martínez wirken vielleicht auf den ersten Blick weit hergeholt, aber rein von der taktischen Rolle wird der Portugiese wohl ähnlich wie einst Martínez agieren.
Zur Erinnerung: Martínez war essenziell für Bayerns Champions-League-Sieg 2013, als er neben und hinter dem ebenfalls kampfstarken Bastian Schweinsteiger die Räume schließen und wichtige Kopfballduelle gewinnen konnte. Palhinha bringt eine Körpergröße von 1,90 Meter mit.
Eine Große Hilfe für Pavlović
Seine Ankunft in München dürfte dem neuen Bayern-Trainer Vincent Kompany auch neue Möglichkeiten im Hinblick auf Aleksandar Pavlović eröffnen, der mehr und mehr in die Rolle des tiefen Spielgestalters hineinwachsen dürfte. Da Palhinha diese Funktion ohnehin nicht für sich beansprucht, könnte es zu einer fruchtbaren Partnerschaft zwischen dem fast zehn Jahre älteren Portugiesen und Deutschlands Hoffnung auf der Sechserposition kommen.
Konrad Laimer wäre derweil der Edel-Backup, wobei der Österreicher ohnehin kein klassischer „Abräumer“ ist, sondern eher ein Verbindungs- und Pressingspieler. Das wurde bei der EM sichtbar, da ihn Ralf Rangnick fast nie auf der Sechs nutzte.
Stattdessen spielte Laimer häufig in der Offensivreihe oder eben in seiner Paraderolle zwischen Sechs und Zehn. Das sollte nun auch unter Kompany seine primäre Aufgabe werden, was wiederum dem neuen Bayern-Trainer taktische Variabilität ermöglichen würde.
Wie wichtig ein defensivpräsenter Sechser ist, zeigte die Europameisterschaft ebenfalls, denn gerade Spanien besitzt mit Rodri einen perfekten Raumkontrolleur. Als ein solcher soll auch Palhinha in Diensten des FC Bayern fortan fungieren.